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Holzkapelle

„Der vierte Zeuge
Hans Klug Zimmerman, seines Alters sieben oder achtundsechzig Jahr
Auff das Erste Interrog.
zeiget er an, er habe von seinem Vater Hans Klugen, seligen gehöret, daß Leonhart Huß, welcher auf des Jüngeren Färber zum Hof gut oder Hof gewohnet, hab den Anfang gemacht und von Holz ein Capellen gebauet, und sey ein Priester zu Hof raus gangen und gesungen oder Meß gehalten. Dazumahl haben allenthalben der gelehrte Huß und andere darunter auch sein Vater Hans Klug geweßen, ein Beiesteuer gebettelt und dazu gegöltet, wie er selbst, und soviel gesamlet, daß man lezlich die Capellen zu S. Linharts Ehren […] gebauet.“

Aus einem Protokoll des Jahres 1607 stammt diese Aussage, die die einzige greifbare Erzählung der Anfänge unserer St. Leonhardkirche liefert. In einem Gemeinbuch des Markgrafen zu Brandenburg werden im Jahr 1440 Kirchen und Kapellen in und um Hof aufgezeichnet. Köditz wird nicht erwähnt. Aus dem Jahr 1476 liegt ein Lehenbrief vor, in dem Hans Wolfram und Hans Gresel als Vorsteher und Verweser der Kapelle des Hl. Leonhard zu Köditz bezeichnet werden. Die beiden haben einen halben mannlehnbaren Hof von einem Hofer Bürger für 200 Gulden erkauft, um damit eine Pfarrei zu errichten. Eine eigenständige Pfarrei, die von der Hofer Urpfarrei St. Lorenz losgelöst war, gab es aber in Köditz vor der Reformation nicht.

Der obige Text aus dem Jahr 1607 stammt aus dem sog. Zeugenverhör des Ortsgeistlichen Samuel Kürschner. Sechs Köditzer Bürger wurden über die Anfänge der Kirche und der Pfarrei befragt. Dabei äußerte der Zimmermann Hans Klug die obigen Worte. Diese habe er von seinen Vorfahren so erzählt bekommen, auch von seinem Vater, welcher ebenfalls Hans Klug hieß, und evtl. so weiter zurück. Sein Großvater Hans Klug wäre mit dem Leonhard Huß von Haus zu Haus gezogen und hätte Geld gesammelt für die Errichtung einer Kapelle.

Bezieht man alle vorhandenen Quellen mit ein, ist es denkbar, dass um 1450 an der Stelle der 1402 in der Fehde der Vögte von Weida zerstörten Befestigungsanlage in der Ortsmitte eine Holzkapelle errichtet wurde. Das Geld dafür ist evtl. von der Ortsbevölkerung aufgebracht worden. Von adligen Stiftern ist nichts bekannt. Um 1470 wird dann wohl eine Kapelle aus Stein errichtet worden sein, denn 1476 wurde die Pfarrpfründe erworben. Als erste Frühmesser sind Paulus Knirrer um 1479 als „vicarus in rure“ und um 1502 Wilhelm Schwarza belegt.

Die erste aus Stein errichtete Kapelle St. Leonhard hatte mit großer Wahrscheinlichkeit denselben Grundriss wie die heutige Kirche ohne den hölzernen Anbau. Im Chorraum waren vermutlich Bilder des Hl. Leonhard und des Hl. Christophorus. Überreste davon sind bei der Renovierung der Kirche 1978 entdeckt worden, konnten allerdings nicht mehr wiederhergestellt werden. Die Kirche besaß mindestens ein Weihekreuz und eine Sakramentsnische, die noch heute zu sehen sind. Wahrscheinlich gab es an der Südseite des Chores eine kleine Singempore. Eine Kanzel besaß sie wohl nicht, dafür aber eine Getsemane- oder Begräbnisnische. Auch gibt es Hinweise darauf, dass sie einen Beichtstuhl an der Rückseite des Kirchenschiffes besaß. Der Zugang erfolgte durch eine Tür in der Mitte der Südseite des Kirchenschiffes.

Michael Grell, Pfr.